Meshtastic: Vernetzt ohne Internet

Meshtastic: Vernetzt ohne Internet

Von: Christian Sauer Lesedauer: 2 Minuten Veröffentlicht: Mittwoch, 3. Januar 2024 Tags: Technik

Oft kennt man das Problem: Das Datenvolumen ist aufgebraucht oder der Funkmast auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage, welcher als Mobilfunkknoten eines Providers dient, ist einem Brand in jener MVA zum Opfer gefallen. Letzteres Beispiel ist zwar extrem unwahrscheinlich, aber dennoch im vergangenen November in Solingen eingetreten. Man könnte zwar Abhilfe schaffen, indem man ein WLAN Netzwerk durch die Stadt mit jeder Menge Repeatern verlegt, allerdings eignet sich hierfür weder die Frequenz noch die Modulation, um in einer dicht besiedelten Stadt weiter als ein paar Häuser zu kommen. Hinzu kommt, dass zum reinen Versenden von Textnachrichten alleine schon der Stromverbrauch der Repeater in keiner Relation zum Nutzen stehen würde.

Hier kommt also Meshtastic ins Spiel: Das Protokoll basiert auf einem modifizierten LoRa p2p Protokoll, welches durch die verwendete Chirp-Frequenzspreizung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis eine hohe Reichweite ermöglicht. Der aktuelle Meshtastic-Verbindungsrekord liegt bei 254 km, wobei zur Relativierung gesagt werden muss, dass hierbei von einem Berg ins Tal gesendet wurde. Im urbanen Umfeld sind wenige Kilometer bei optimaler Ausrichtung und im Idealfall mit Sichtkontakt realistischer. Empfehlenswert ist hierbei das Jedermann-Frequenzband von 869,4 bis 869,65 MHz, auf dem mit bis zu 500 mW bei <10 % Tastgrad gesendet werden darf. Für Funkamateure sind Geräte im 70 cm Band jedoch attraktiver, da im lizenzierten Modus mit den jeweiligen Auflagen der Lizenzklassen beispielsweise mehr Sendeleistung erlaubt wäre.

Die verwendete Hardware ist sehr preiswert und verbraucht ohne Optimierung durchschnittlich 250 mA bei 5 V Versorgungsspannung. Eine Powerbank mit 5000 mAh hält also ca. 20 Stunden durch, bis sie tiefentladen ist. Eine kleine Solarzelle, um die Powerbank tagsüber vollzuladen, könnte somit 24/7 Betrieb ermöglichen. Nach dem Flashen mit der Meshtasticfirmware muss das Gerät nur noch schnell konfiguriert werden. Die einzelnen Schritte sind hierbei sehr gut in der Dokumentation beschrieben. Eine komplette Liste an unterstützter Hardware findet sich ebenfalls in der Meshtasticdokumentation.

Die Bedienung per Smartphone oder Computer ist hierbei intuitiv und fast so leicht wie das normale Versenden von SMS, da sich die meisten Geräte über WLAN, Bluetooth oder seriell über USB mit dem Smartphone verbinden. Jedes einzelne Gerät bildet automatisch einen Knotenpunkt im Meshnetzwerk. Ist der erste Knotenpunkt fertig konfiguriert, können weitere Knotenpunkte durch einfaches scannen eines QR Codes die Konfiguration übernehmen und sind nach einem Neustart ebenfalls betriebsbereit.

Meshtastic ist unter der GPL-Lizenz für Privatanwender kostenlos und hat definitiv das Potenzial, zum CB Funk 2.0 aufzusteigen.