
Kingdom Come: Deliverance 2
Mit Kingdom Come: Deliverance 2 setzt Warhorse Studios seine unverwechselbare RPG-Reihe fort und liefert eine noch tiefgründigere, rauere und packendere Erfahrung als der bereits herausragende Vorgänger.
Das Spiel bleibt seinem Konzept treu: ein gnadenlos realistisches Mittelalter-Erlebnis ohne magische Kräfte oder fantastische Elemente, dafür mit umso mehr historischer Authentizität, politischen Intrigen und einem Kampfsystem, das Geschick und Geduld verlangt. Bereits der erste Teil wurde dafür kritisiert, eine rein weiße, europäische Bevölkerung darzustellen – was die Entwickler mit dem Argument verteidigten, das ländliche Böhmen des 15. Jahrhunderts sei ebenso gewesen. Nun scheint KCD 2 diesen Standpunkt leicht zu lockern, indem es (laut frühen Berichten) zumindest einen nicht-weißen Charakter einführt. Für manche Spieler ein längst überfälliger Schritt hin zu mehr Diversität, für andere ein Bruch mit dem bisherigen Anspruch auf historische Korrektheit.
Die Geschichte nimmt den Faden des ersten Teils auf und wirft uns erneut in die Rolle des einfachen Schmiedesohns Henry, der sich in den Wirren des 15. Jahrhunderts behaupten muss. Diesmal geht es nicht mehr nur um Rache, sondern um größere Machtspiele – die Handlung verspricht mehr moralische Grauzonen, komplexe Entscheidungen und eine noch lebendigere Welt. Mit Städten wie Kuttenberg und Prag soll das Spiel deutlich größer sein als sein Vorgänger, ohne dabei an Detailtreue zu verlieren.
Das Gameplay bleibt hart, aber fair. Der Schwertkampf verlangt Präzision und Timing, und selbst ein gut gerüsteter Henry kann schnell unterlegen sein, wenn er unvorsichtig agiert. Die RPG-Mechaniken wurden erweitert: Neben Kämpfen kann man sich nun noch stärker auf Diplomatie, Diebstahl oder Handwerk spezialisieren, und die Welt reagiert dynamischer auf die eigenen Taten. Wer sich als Dieb oder Mörder betätigt, muss mit Konsequenzen rechnen – andersherum kann man durch geschicktes Verhandeln manchen Konflikt ohne Blutvergießen lösen.
Technisch macht das Spiel einen starken Eindruck. Die CryEngine sorgt für atemberaubende Landschaften und eine dichte Atmosphäre, von den rauchigen Tavernen bis zu den blutigen Schlachtfeldern. Die Charaktere wirken ausdrucksstärker, und die Dialoge sind (wie schon im ersten Teil) hervorragend vertont. Allerdings bleibt Kingdom Come: Deliverance 2 ein Spiel für Geduldige: Die vielen Systeme erfordern Einarbeitungszeit, und wer Action-reiche Fantasy-RPGs gewohnt ist, könnte sich an der Langsamkeit und dem hohen Realismus stoßen.
Kritisch bleibt die technische Stabilität – der Vorgänger war bei Release nicht frei von Bugs, und auch hier wird es wohl einige Zeit dauern, bis alle Macken beseitigt sind. Zudem ist das Spiel nichts für Gelegenheitsspieler, die eine lockere Unterhaltung suchen. Doch wer sich darauf einlässt, erlebt eines der immersivsten und atmosphärisch dichtesten Rollenspiele der letzten Jahre.
Fazit: Kingdom Come: Deliverance 2 ist kein Spiel für jeden, aber für Fans des ersten Teils und Liebhaber von hartem, realistischem RPG ein absolutes Muss. Es verbessert die Stärken des Originals, ohne seinen unverwechselbaren Charakter zu verlieren. Wer bereit ist, sich in seine komplexe Welt hineinzudenken, wird mit einem einzigartigen Erlebnis belohnt.
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